Traditionalismus

HANDBUCH ORIENTIERUNG: Religionen, Kirchen, Sekten, Weltanschauungen, Esoterik.In theologischer Sicht bezieht sich Traditionalismus darauf, dass sich menschliche Tradition über das Wort Gottes und seine Aussagen stellt.

Namentlich in der Römisch-Katholischen Kirche gilt nicht nur die Heilige Schrift als Quelle des Heils, sondern es kommen die kirchliche Tradition (z.B. Kirchenväter-Schriften) und das päpstliche Lehramt hinzu, welches die letzte Autorität über die Auslegung der Heiligen Schrift beansprucht.

Kritik:

Die Heilige Schrift sagt selbst, dass sie ausreicht, dass sie genügt und man nichts hinzu- oder hinwegtun soll. Die Schrift lehrt dies z.B. in Offb 22,18 f. Die Heilige Schrift mit ihrer Botschaft von der Erlösung des Sünders allein aus Gnaden ist die Grundlage für das Heil des Menschen. Die Reformatoren gebrauchten die Begriffe "sufficientia" (Genügsamkeit: die Schrift reicht aus) und "efficacia" (die Wirksamkeit für unser Heil). Zudem muss sich jede Auslegung wieder selbst an der Schrift messen lassen. In der Römisch-Katholischen Kirche sind de facto Lehren entstanden, die ganz eindeutig über die Heilige Schrift hinausgehen. Man nehme nur drei Lehren als Beispiel, die sogar als "unfehlbare" Lehren verkündigt wurden: Unbefleckte Empfängnis Marias 1854, Unfehlbarkeit des Papstes 1870, Himmelfahrt Marias 1950. Diese Lehren wurden als unfehlbar autorisiert, obwohl sie in der Bibel eindeutig keine Grundlage besitzen. Durch die Marien- und Heiligenverehrung gerät man aber in Gefahr, sogar bis hin zum Spiritismus abzuweichen (denken wir nur an das Gebet für Verstorbene, zu denen ja auch Maria zählt, z.B. Rosenkranzgebet). Gerade das Rosenkranzgebet, durch das der Kontakt zu Geistern hergestellt wird, kann zu okkulten Bindungen führen.

S. ausführlich zu dieser Frage: Schrift, Tradition und Lehramt (im Kleinen Katholizismus-Handbuch).

Lothar Gassmann


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