Kriege

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Trotz aller Friedensbewegungen und -bemühungen konnte das Kriegselend auf dieser Erde nicht beseitigt werden. So fanden z.B. im Jahr 1996 28 Kriege und 21 andere bewaffnete Konflikte statt.

Die Kriege konzentrierten sich auf Staaten der sogenannten Dritten Welt: fünf Kriege in Lateinamerika, sechs im Nahen und Mittleren Osten, sieben in Asien, zehn in Afrika. Die Gesamtzahl der Todesopfer wird seit dem Beginn der jeweiligen Konflikte auf ca. sieben Millionen Menschen geschätzt. Hinzu kommen über 18 Millionen Flüchtlinge und ca. 24 Millionen Vertriebene im eigenen Land — ein unermessliches Leid! Aber auch in Europa brechen immer wieder gewaltsame und kriegerische Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen sich auflösender Staatengebilde (z.B. ehemalige Sowjetunion und Jugoslawien) auf.

Jesus hat im Blick auf die Endzeit vorausgesagt:

"Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen" (Mt 24,6f.).

Hinter der Wendung

"ein Volk gegen das andere und ein Königreich gegen das andere"

verbirgt sich ein hebräischer Ausdruck für einen sehr großen, viele Völker umfassenden Konflikt, man kann sagen: einen Weltkrieg.

Nun haben solche Weltkriege erstmals in den Jahren 1914-1918 sowie 1939-1945 stattgefunden. Der erste Weltkrieg forderte ca. 10 Millionen Tote, der zweite ca. 55 Millionen Opfer (einschließlich der in den Konzentrationslagern umgekommenen Menschen und durch Bomben getöteten Zivilbevölkerung). Die Grausamkeit und Zerstörungskraft der Waffen wurde seither ständig gesteigert und zu einer unheimlichen Perfektion getrieben. Man denke vor allem an die ABC-Waffen (atomare, biologisch-bakteriologische und chemische Waffen)! Bereits am Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts hatte man genug Atomwaffen hergestellt, um die gesamte Menschheit vierzehnmal zu vernichten! Selbst Berichterstatter, die sonst mit der Bibel nichts anzufangen wissen, sprechen immer wieder von "apokalyptischen Dimensionen" im Blick auf die Waffenarsenale unseres Erdballs. Die prophetischen Voraussagen über globale Katastrophen und das Vergehen dieser Welt (z.B. 2. Petr 3,10; Offb 6 ff.), die man in früheren Jahrhunderten zum Teil noch belächelte, sind heute nur zu sehr in den Bereich des menschlich Vorstellbaren getreten.

Der bibellesende und gläubige Christ freilich weiss, dass allein Gott die Fäden der Geschichte in seiner Hand hält. Diese Welt wird keinen Augenblick früher vergehen, als Gott es zulässt. Die Kriege und die Bedrohungen, die wir erleben, sind erst die Vorboten seines Gerichts.

Sie sind der "Anfang der Wehen".

Eine auffallende Tatsache sei hier erwähnt, nämlich dass die beiden Weltkriege. in engem Zusammenhang mit dem deutlichsten Zeichen der Endzeit stehen: der Neugründung des Staates Israel. Im ersten Weltkrieg verlor die Türkei Palästina. Es kam als internationaler Verwaltungsbezirk unter englische Oberhoheit. Die Balfour-Deklaration vom 2.11.1917 sicherte den Juden dort ein Siedlungs- und Heimatrecht. Daraufhin folgten Einwanderungswellen in immer rascherer Folge und mit immer größeren Zahlen von Menschen: Während 1914 85 000 Juden in Palästina lebten, waren es 1928 bereits 200 000. Diese Einwanderungswellen erhielten einen gewaltigen Schub zur Zeit des nationalsozialistischen Holocaust und des zweiten Weltkriegs. So zählte man 1948 in Palästina 758 000 Juden. Erschüttert über die unsäglichen Leiden dieses Volkes, erkannten nach dem Krieg die meisten Länder, die sich in der UNO zusammenschlossen, das Existenzrecht der Juden in Palästina an. Am 15. Mai 1948 legte England sein Mandat über Palästina nieder, und der Staat Israel wurde ausgerufen.

S: auch: Friede; Zeichen der Zeit; Wiederkunft Jesu Christi.

Lit.: L. Gassmann, Zukunft. Zeitzeichen, 1999; ders., Was kommen wird, 2002.

Lothar Gassmann


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