Astrologie

HANDBUCH ORIENTIERUNG: Religionen, Kirchen, Sekten, Weltanschauungen, Esoterik.Astrologie (griech. astra = der Stern, logos = das Wort, die Lehre) heisst Sterndeutung. A. ist der Versuch, aus der Stellung der Planeten das Wesen und Schicksal von Menschen zu deuten und vorherzusagen sowie Aussaatzeiten für Pflanzen zu bestimmen (>Demeter, Biologisch-dynamischer Anbau). Große Bedeutung erlangte sie im Weltbild des New Age (astrologischer Übergang vom Fische- zum Wassermann-Zeitalter um das Jahr 2000). A. ist als >abergläubisches System zu unterscheiden von der Astronomie, der naturwissenschaftlichen, physikalischen Erforschung des Weltalls und der Himmelskörper,

Die A. beruht auf folgenden Grundlagen: Planeten sind wirkende Mächte (mythisches Weltbild). Die Erde steht im Mittelpunkt der Welt; um sie herum sind sieben Sphären mit den Planetenbahnen und eine achte Sphäre mit den Fixsternen (ptolemäisches Weltbild). Eigenschaften und Wirkungen der Planeten erkennt man an ihrer Farbe und Bahngeschwindigkeit (z.B. Mars: rötlich und schnell = Krieg; Saturn: trübe und langsam = Unglück). Die 12 Tierkreiszeichen sind die Sternbilder, durch welche die Sonne im Laufe des Jahres (scheinbar) ihre Bahn zieht. Auch ihnen werden Eigenschaften zugeschrieben (Löwe macht leidenschaftlich, Stier kräftig und erdgebunden usw.). Schicksalbestimmend für jedes Lebewesen ist nun nach Ansicht der Astrologen, in welchen Winkeln die Sterne im Augenblick seiner Geburt zueinander stehen. Stehen sich z.B. Saturn und Mars im rechten Winkel gegenüber, so bedeutet dies Unglück im Krieg (ein solches Horoskop stellten Astrologen Adolf Hitler). Nun kann man durch die Lehre von den "Direktionen" angeblich auch den Zeitpunkt eines Ereignisses bestimmen: Jeder Tag nach der Geburt entspricht einem Jahr. Tritt etwa Venus (= Liebe) 20 Tage nach der Geburt in das Sternbild Stier (= Fruchtbarkeit), so bedeutet das Glück in der Liebe im 20. Lebensjahr. Doch die Astrologen sind vorsichtig, indem sie sagen: "Die Sterne nötigen nicht, sie machen nur geneigt. Aber es gibt auch zwingende Konstellationen."

Nun ergeben sich allein schon aus naturwissenschaftlicher, insbesondere astronomischer Sicht zahlreiche Einwände gegen die A.. Ich nenne in Kürze nur die folgenden:

1. Seit Kopernikus wissen wir, dass die Erde nicht im Mittelpunkt der Welt steht. Damit werden Weltbild und Winkelberechnung der Astrologen gegenstandslos.

2. Die Entdeckung neuer Galaxien zeigt, dass die Größenverhältnisse des Weltalls und damit die "Einflussbereiche" der Planeten auf uns in völlig anderen Dimensionen verlaufen, als es die A. annimmt.

3. Überhaupt ist es eine willkürliche Konstruktion, Sternen aufgrund vor Farbe und Bahngeschwindigkeit menschenähnliche Eigenschaften zuzuschreiben. Hier verrät sich die bis heute in der A. lebendig erhaltene Göttervorstellung der alten Babylonier. Diese projizierten menschliche Eigenschaften auf Sterne und sahen darin dann Götter.

4. Die astrologische Lehre von der Siebenzahl der Planeten, die mit der Sieben-Tage-Woche übereinstimmen soll, wurde dadurch ad absurdum geführt, dass man drei weitere Planeten in unserem Sonnensystem entdeckt hat: Uranus, Neptun und Pluto.

5. Die Planeten in den Sternbildern sehen nur von der Erde aus betrachtet so aus, als ob sie nahe beieinander liegen würden. In Wirklichkeit befinden sich jedoch riesige Raumtiefen zwischen ihnen, und man kann z.B. nicht sagen, dass die Venus (unseres Sonnensystems) "in" das Sternbild des Großen Wagens (außerhalb unseres Sonnensystems) tritt. Dies ist nichts weiter als eine optische Täuschung, die von unserem erdgebundenen Blickwinkel herrührt.

6. Auch driften viele Sternbilder auseinander, eben weil die einzelnen Planeten verschiedenen Sternströmen angehören. So ist das Weltall ständig im Wandel begriffen und lässt sich nicht in abergläubische Systeme einfangen.

7. Durch das Vorrücken des Frühlingspunktes (aufgrund langsamer Bewegung der Erdachse) steht die Sonne nicht in jedem Jahr zur gleichen Zeit an der gleichen Stelle. Dadurch verschieben sich aber ständig die Tierkreiszeichen in astrologischen Kalendern.

8. Es ist vielfach nachgewiesen, dass Menschen, die zur gleichen Zeit geboren wurden, völlig verschiedene Lebensschicksale hatten (man vergleiche etwa Zwillinge).

9. Ernsthafte Astronomen (Naturwissenschaftler) warnen vor der A. und weisen darauf hin, dass die Sterne gar nichts über unser Schicksal aussagen. Die von Astrologen behaupteten Zusammenhänge zwischen Konstellationen am Sternenhimmel und der Zukunft von Menschen sind frei erfunden, betont z.B. der Leiter der Sternwarte Paderborn, Reinhard Wiechoczek. Genauso könne man versuchen, angebliche Gesetzmäßigkeiten aus Wolkenformationen oder der Betrachtung von Eingeweiden von Tieren herauszulesen (vgl. Idea-Spektrum Nr. 6/2001, S. 12).

10. Eine Untersuchung von 803 astrologischen Prognosen aus der Zeit von 1990 bis 1999 zeigt, dass 96 (!) Prozent der Vorhersagen nicht eingetroffen sind. Für das Jahr 2000 hatten Astrologen und Hellseher z.B. folgendes "prophezeit": San Francisco sollte durch ein Erdbeben zerstört werden; Paris sollte durch Erdstöße oder irakische Raketen in Trümmer gehen; Tokio sollte durch eine Klimakatastrophe samt ganz Japan im Meer versinken; Steffi Graf sollte schwanger werden. Nichts davon hat sich erfüllt (ebd.).

Aus christlicher Sicht ist zur A. zu sagen: Sie verwechselt die Schöpfung mit dem Schöpfer (vgl. Röm 1,25). Sie befragt die Sterne und den Kosmos, um etwas über den Menschen zu erfahren, statt sich auf Wort und Willen Gottes zu verlassen. Sie ist damit - auch in ihrer wissenschaftlich verbrämten Form - Aberglaube, das heißt: Glaube an Gott vorbei und folglich gegen Gott. Ihre "Prophezeiungen" sind Falschprophetien mit gelegentlichen Zufallstreffern aufgrund menschlicher Kombination und Spekulation oder dämonischer Inspiration. Die Bibel lehrt uns, dass die Sterne keine Götter sind, die Einfluss auf das Schicksal von Erde und Mensch nehmen könnten, sondern "Lampen". Gott hat sie zur Beleuchtung sowie zur Regelung des Zeitrhythmus und der Navigation geschaffen, aber sie besitzen aus sich selbst heraus keine Macht (1. Mose 1,14-18; Jes 47,13f.; Jer 10,2f.). Macht üben hingegen finstere dämonische Mächte aus, sobald ein Mensch an einen übernatürlichen Einfluss der Sterne glaubt und sich Horoskope stellen lässt. Der Mensch meint, Informationen von den Sternen zu erhalten, doch in Wahrheit bekommen durch diesen Aberglauben die Dämonen die Möglichkeit, auf ihn einzuwirken. Er wird um sein Seelenheil betrogen. Ferner ist der Mensch nicht nach dem Ebenbild des Kosmos geschaffen, sondern nach dem Ebenbild Gottes des Schöpfers (1. Mose 1,27). Der Lebensweg des Menschen ist nicht in den Sternen vorgezeichnet, sondern im Plan Gottes, der der lebendige Gott ist und ganz andere Wege führen kann, als die Sterne es "erahnen" lassen (Ps 139). "Wie unerforschlich sind Gottes Wege!" (Röm 11,33).

A. ist - wie jede Form des Aberglaubens - ein Versuch des Menschen, sich selbst zu steigern, über seine Grenzen hinauszukommen. Der Mensch gelangt so aber nicht zu Frieden und Erlösung, sondern gerät in die Hände von Betrügern, Geschäftemachern und Scharlatanen, ja oft von dämonischen Mächten. Diese reden ihm ein, er könne wissen und sein, was allein Gott vorbehalten ist (1. Mose 3,5). Außerdem ist die A. (wie jede andere abergläubische Praktik) deshalb abzulehnen, weil sie zum Fatalismus (Schicksalsergebenheit) und Eudämonismus (pflichtvergessenes Glücksstreben) führt. Wir sollen aber nicht egoistisch unser Glück in den Sternen suchen und uns ihnen "ergeben", sondern unserer Pflicht nachkommen und in Nächstenliebe für andere da sein. Nur Gott kann Grund und Ziel unseres Vertrauens sein. Allen, die sich auf Horoskope, Talismane, Maskottchen, Hellseher, Zauberer u.ä. verlassen, ist mit dem Apostel Paulus zuzurufen: "Als wir unmündig waren, waren wir in der Knechtschaft der Elemente der Welt. Nun aber, da ihr Gott erkannt habt, ja vielmehr noch: von Gott erkannt seid - wie wendet ihr euch denn wieder zu den dürftigen und schwachen Elementen, denen ihr von neuem dienen wollt?" (Gal 4,3 u. 9). Und beim Propheten Jesaja heißt es: "Es sollen hertreten und dir helfen die Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die an jedem Neumond kundtun, was über dich kommen werde! Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt, sie können ihr Leben nicht erretten vor der Flamme Gewalt. Denn es wird nicht eine Glut sein, an der man sich wärmen, oder ein Feuer, um das man sitzen könnte" (Jes 47,13 f.).

A. ist Zeichendeuterei und für Gott ein Gräuel, eine Abscheulichkeit (vgl. 3. Mose 20,27; 5. Mose 18,9-14; Kol 2,8). Der Mensch gelangt so nie zum Frieden, sondern endet in der Gottesferne und ewigen Verlorenheit. Wahren Frieden und Erlösung erlangt der Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der am Kreuz von Golgatha sein Leben hingegeben hat, um jeden, der an ihn glaubt, mit Gott dem Vater zu versöhnen: "Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat" (Johannes 3,16).

S. auch: Aberglaube; Okkultismus; >Biologisch-dynamischer Anbau.

Lit.: R. Ruthe, Lügen die Sterne?, 1984; L. Gassmann: Wendezeit 2000?, 1999; ders., Esoterik als Lebenshilfe?, 2001.

Lothar Gassmann

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